An dieser Stelle möchte ich Ihnen einige meiner Ideen für Runkel vorstellen. Ich habe sie in verschiedene Bereiche unterteilt, damit Sie schneller diejenigen Themen finden, die Sie persönlich interessieren. Allerdings sind die Themenkomplexe auch eng miteinander verwoben, so dass ich häufiger auch auf andere Bereiche meines Programms verweise.
Arbeit im Parlament
In einer gut funktionierenden Stadt ziehen Bürgermeister, Magistrat, Stadtverordnete und Verwaltung gemeinsam mit den Bürgern an einem Strang, um Gutes für alle Bewohner zu schaffen. Das bedeutet nicht, dass immer Einheit herrschen muss, sondern vielmehr, dass unterschiedliche Meinungen, Ideen und Ansätze gemeinsam ergebnisoffen diskutiert werden und man einen Kompromiss findet, der von allen Beteiligten guten Gewissens getragen werden kann. Dies ist ein Zustand, den wir in Runkel unbedingt zum Standard machen müssen, wenn wir nicht wollen, dass wir auf der Stelle treten und auch in den nächsten Jahren kein merkliches Vorankommen stattfindet.
Dafür ist es wichtig, dass ein Bürgermeister nicht nur Lösungen vorgibt, die dann umgesetzt werden müssen, sondern dass die politischen Gremien, die genau aus diesem Grund von den Bürgern gewählt wurden, in den Prozess mit einbezogen werden und die Möglichkeit haben, ihre eigenen Vorschläge zu machen.
Diese Handlungsweise sollte sich nicht nur auf die Arbeit im Stadtparlament beschränken, sondern auch auf der Ebene der Ortsbeiräte gelebt werden. Der Ortsbeirat als politisches Gremium ist so nahe an den Bürgern, wie es nur geht, und in allen Fragen, die nur einen Ortsteil betreffen, sollte er immer angehört werden, selbst wenn es die Satzung nicht unbedingt fordern würde. Dies wird vor allem bei der Erstellung des Haushaltes wichtig. Hier muss häufiger auf die Vorschläge der Ortsbeiräte gehört werden, da dieser meist am besten weiß, was für einen Ortsteil wichtig ist und was man getrost auf einen späteren Zeitpunkt verschieben kann.
Alles in allem würde meine Arbeitsmethode im Parlament darauf beruhen, gemeinsam Lösungen zu finden, anstatt sie vorzugeben. Damit will ich nicht sagen, dass ich selbst keine Ideen habe. Im Gegenteil, Ideen habe ich reichlich. Allerdings weiß ich auch, dass ich nicht das Monopol auf gute Ideen habe und es wäre fahrlässig davon auszugehen, alles zu wissen oder, noch schlimmer, alles besser zu wissen. In meiner bisherigen Zeit im Stadtparlament und im Ortsbeirat habe ich festgestellt, dass sowohl im Parlament als auch in der Verwaltung, viele kompetente Menschen anzutreffen sind, deren Ideen, Erfahrungen, Ratschläge und auch Kritik meist sehr fundiert und durchdacht sind. Die Aufgabe eines Bürgermeisters ist es nun, diese Fachkenntnis aller Beteiligten zu nutzen und so zu den bestmöglichen Lösungen zu kommen.
Bürgerkontakt, -information und -beteiligung
Der regelmäßige persönliche Kontakt zu den Bürgern ist mir sehr wichtig, um herauszufinden, wo die Probleme, gerade auch in den verschiedenen Ortsteilen, liegen, und um sie dann zeitnah zu beheben. Eine bereits existierende Möglichkeit, um diesen Kontakt herzustellen, ist die Bürgersprechstunde. Diese würde ich ausbauen, häufiger anbieten, und vor allem nicht immer im Rathaus abhalten. Mindestens einmal im Jahr würde jeder Ortsteil in den Genuss kommen, eine Sprechstunde mit dem Bürgermeister vor Ort zu haben, so dass auch diejenigen, für die es nicht einfach ist, nach Runkel ins Rathaus zu kommen, die Möglichkeit bekommen, ihre Sorgen und Bedenken dem Bürgermeister darzulegen. In diesem Zusammenhang würde ich dann auch bürgermeisterliche Hausbesuche anbieten für diejenigen, deren Mobilität so stark eingeschränkt ist, dass Sie das Haus nicht mehr verlassen können.
Des Weiteren würde ich auch stärker auf die Möglichkeiten der neuen Medien und modernen Kommunikation setzen, um auch die Bürger zu erreichen und mit einzubeziehen, deren Informationsbeschaffung größtenteils nur noch online stattfindet. Ein Forum auf der Homepage der Stadt, die regelmäßige Möglichkeit für einen Chat mit dem Bürgermeister oder anderen Angestellten der Stadt, gehören hier genauso zu meinem Programm wie städtische Accounts in den verschiedenen sozialen Netzwerken.
Zusätzlich wäre es aber auch weiterhin problemlos möglich, mich telefonisch zu erreichen. Die Nummer, die Sie auf meinen Wahlflyern, meinem Programm und auch auf der Homepage finden können, würde auch nach der Wahl weiterhin von mir benutzt werden, so dass Sie sich bei Fragen und Problemen stets an mich wenden könnten.
Ein weiterer Aspekt, der mir wichtig ist, sind häufige Bürgerinformationsveranstaltungen zu Themen, die für die Bürger wichtig sind. Dies wären beispielsweise die geplante Schaffung eines städtischen Eigenbetriebes, aber auch lokale, nur für bestimmte Ortsteile relevante Veranstaltungen wie die Zukunft der Badeinsel, eine Brücke zwischen Arfurt und Villmar, die Planungen für das alte Feuerwehrgebäude in Eschenau oder die Planungen für die neuen Feuerwehrgebäude in Hofen und Ennerich. Nicht zuletzt die Zukunft der Grundschule Arfurt als weiterer wichtiger Bestandteil und Standort der Johann Christian Senckenberg Schule. Ein Verbleib der Schule im Dorf ist für die Zukunft eines Ortes wie Arfurt im heutigen immer schneller fortschreitenden demografischen Wandel unabdingbar!
Diese Einbeziehung der Bürger würde sich nicht nur auf die Information beschränken, sondern des Öfteren auch in Bürgerbefragungen und Abstimmungen enden. Denn obwohl es so ist, dass der gewählte Bürgermeister die Mehrheit der Wähler vertritt und auch das Stadtparlament alle Bürger repräsentiert, bedeutet dies nicht, dass bei wichtigen Fragen und Entscheidungen, seien sie nun nur für einen Stadtteil oder für das ganze Stadtgebiet wichtig, nicht noch einmal beim Bürger nachgefragt werden sollte, was er davon hält.
Digitale Infrastruktur
Vor kurzem wurden die ersten experimentellen 6G-Lizenzen vergeben und es wird nicht mehr lange dauern, bis 5G der Standard in den Städten ist. Es gibt viele Runkler, die von solchen Verbindungen bloß träumen können. Es gibt sogar Runkler, denen es schon reichen würde, wenn sie in ihrem Wohnort regelmäßig eine Verbindung hätten. Hier müssen wir unbedingt ansetzen und aufpassen, dass wir nicht von der Entwicklung abgehängt werden, denn wenn wir nichts tun, wird das Problem in Zukunft nur noch größer werden. Die digitale Infrastruktur im Stadtgebiet lässt sehr zu wünschen übrig und muss unbedingt verbessert werden, damit wir andere Bereiche überhaupt erst angehen können.
Nehmen Sie nur Neubau- und Gewerbegebiete als Beispiel. Keine junge Familie, die eine neue Heimat sucht, wird ein Baugebiet in Betracht ziehen, in dem sie nur langsames Internet und eine schlechte bis keine Netzabdeckung findet. Das gleiche gilt für Firmen, denen heutzutage nicht nur eine gute Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur, sondern auch an die digitale Infrastruktur wichtig ist. Große Teile der heutigen Arbeitsprozesse werden bereits online erledigt oder können nur online erledigt werden und dies gilt nicht nur für große Firmen, sondern auch für kleine Start-Up Unternehmen, die auf ihre Online-Präsenz angewiesen sind, um Fuß zu fassen. Aber auch die Arbeit von zu Hause aus über HomeOffice und Ähnliches wird immer wichtiger und fordert eine gute digitale Infrastruktur.
Deshalb muss man sich mit den umliegenden Kommunen, die die gleichen Probleme haben wie wir, absprechen, um gemeinsam eine klare Vorgehensweise zu diesem Thema zu entwickeln und somit auch eine bessere Verhandlungsbasis gegenüber der deutschen Netzagentur, dem Land Hessen und den Telekommunikationsunternehmen zu haben.
Feuerwehr
Ich denke nicht, dass es nötig ist, über die Wichtigkeit der Freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet zu sprechen, da sie für jeden selbsterklärend sein sollte. Ich glaube nicht, dass es darüber zwei Meinungen gibt und ich bin dankbar für jedes Mitglied in jedem Ortsteil und immer wieder beeindruckt von den Menschen, die nicht nur einen unglaublichen Zeitaufwand betreiben, um immer auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, sondern zusätzlich auch noch ihre eigene Gesundheit für das Allgemeinwohl aufs Spiel setzen. Als wäre das noch nicht genug, treten die Feuerwehr-Vereine auch noch regelmäßig als Veranstalter auf und sind auch immer bereit, anderen Vereinen bei der Umsetzung ihrer Ideen zu helfen.
Die Feuerwehren sind meiner Meinung nach auf der Prioritätenliste eines Bürgermeisters ganz weit oben anzusiedeln, denn am Ende des Tages geht es hier um Leben oder Tod eines Menschen und wenn eine Stadt dafür keine Mittel bereitstellen kann, muss sie moralischen Bankrott anmelden.
Finanzen
Eigentlich sollte man kein Geld ausgeben, dass man nicht hat. Ein Grundsatz, der leider allzu häufig missachtet wird, wenn es um den städtischen Haushalt geht. Nun ist eine Stadt keine Firma und hat Verpflichtungen, denen sie nachkommen muss, die unweigerlich rote Zahlen schreiben. Die Stadt Runkel ist momentan mit knapp 30 Millionen Euro verschuldet. Eine immense Zahl, die unbedingt sinken muss. Wie immer, wenn das Geld knapp ist, gibt es hier zwei Möglichkeiten. Entweder man senkt die Ausgaben oder man steigert die Einnahmen. Ich würde als Bürgermeister versuchen, beide Seiten dieses Problems anzugehen.
Steigerung der Einnahmen:
Eine Haupteinnahmequelle der Stadt ist die Gewerbesteuer. Das bedeutet, dass es notwendig ist, neue Gewerbe nach Runkel zu holen und die bereits existierenden so zu unterstützen, dass sie weiter im Stadtgebiet ansässig bleiben wollen. Dafür sind natürlich neue Gewerbegebiete unablässig. Aber auch eine regelmäßige Kommunikation mit den Gewerbetreibenden ist notwendig, um zu wissen, was die Stadt machen kann, um Unterstützung zu leisten, damit alle Gewerbe (auch und vor allem Klein- und Kleinstgewerbe), sich in Runkel wohl und heimisch fühlen können.
Senkung der Ausgaben:
Um die Verbindlichkeiten der Stadt senken zu können, wäre es zunächst einmal notwendig, den genauen Stand der Schulden zu wissen. Der letzte Jahresabschluss, der gerade geprüft wird, stammt aus dem Jahr 2013…. Von daher ist der aktuelle Schuldenstand eher eine Schätzung als die Darstellung der Wirklichkeit. Ich will damit nicht sagen, dass die realen Schulden unbedingt noch höher sind. Sie könnten genauso gut niedriger sein, aber das wissen wir nicht, so lange keine geprüften Jahresabschlüsse von 2014-2018 vorliegen.
Unabhängig vom realen Schuldenstand, muss jedoch ganz klar mehr gespart werden, als dies bisher der Fall war. Dabei ist es nicht nur wichtig, auf den Nutzen und die Notwendigkeit neuer Investitionen zu achten, sondern auch auf die Folgekosten, die diese verursachen, denn diese summieren sich und machen einen großen Teil der städtischen Ausgaben aus. Die Verringerung der Folgekosten wäre mir deshalb ein zentrales Anliegen, sei es bei anstehenden Neubauten (Feuerwehrhaus Hofen und Eschenau, Kindergarten/Bürgerhaus Wirbelau, Bauhof, Brücke in Arfurt etc.) oder bei bereits existierenden städtischen Ausgaben. Möglichkeiten, diese zu verringern, gibt es genug. Als Beispiel wären hier Einsparungen der Stromkosten durch Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden oder multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten neuer Gebäude zu nennen.
Was Neubauten und neue Projekte der Stadt angeht, ist es wichtig, Augen und Ohren offen zu halten, damit die verschiedenen Möglichkeiten für Zuschüsse, sei es auf Landes- und Bundesebene, aber auch durch Verbände, genutzt werden können. Anderen Gemeinden gelingt es auf diese Weise, ihr Eigenkapital zu vervielfachen, wenn es um Investitionen geht, während Runkel viel zu selten von diesen Möglichkeiten Gebrauch macht.
Abschließend ist bei aller Notwendigkeit zum Sparen aber auch Folgendes noch festzuhalten: Politik muss sich daran orientieren, was in Zukunft für Runkel und die Runkler Bürger wichtig wird. Kurzfristiges Denken und Handeln führt viel zu häufig auch nur zu kurzfristigen Lösungen, die schon nach wenigen Jahren nicht mehr tragbar sind und wieder neu verhandelt werden müssen. Mittel- und vor allem langfristige Lösungen sind sowohl für die Stadtkasse als auch für das Wohlbefinden der Bürger sehr viel wichtiger. Das bedeutet, dass ich bei allen Entscheidungen auch die langfristigen Entwicklungen (natürlich auch der Kosten) im Blick behalten würde, so dass durchaus Investitionen teurer werden können, wenn dafür die Folgekosten so gesenkt würden, dass sie auf langfristige Sicht wirtschaftlicher wären.
Gewerbe
Die Gewerbesteuer ist die Haupteinnahmequelle der Stadt und schon alleine deshalb ein wichtiger Faktor des Haushaltes. Allerdings haben Gewerbe im Stadtgebiet noch viele weitere Vorteile. Hier ist vor allem die Möglichkeit eines Arbeitsplatzes vor Ort zu nennen, so dass man nur kurze Wege hat und nicht jeden Tag schon alleine für den Weg zur Arbeit Stunden an Zeit einplanen muss.
Runkel für neue Gewerbe interessanter zu machen ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben, denen sich ein Bürgermeister stellen muss. Wie bereits bei den angesprochenen Neubaugebieten, muss ein erfolgsversprechendes Konzept viele verschiedene Aspekte berücksichtigen. Dazu gehören unter anderem die Punkte Infrastruktur und digitale Infrastruktur. Je besser die Anbindung der Gewerbe in diesen Bereichen ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass es Neuansiedlungen gibt und dass lokale Gewerbe im Stadtbereich verweilen.
Gerade hier muss Runkel aufpassen, dass, wie in der Vergangenheit bereits geschehen, Firmen nicht das Stadtgebiet verlassen, um beispielsweise in Limburg neu zu bauen. Eine Möglichkeit, solche Abwanderungen zu verhindern wäre ein regelmäßiger Austausch mit den Gewerbetreibenden im Stadtgebiet, sei es in der Form eines runden Tisches oder themenbezogener Treffen. Dort können gemeinsam mit städtischen Vertretern und den betroffenen Geschäftsleuten Lösungen für etwaige Probleme und mögliche gemeinsame Projekte besprochen werden, die das gesamte Stadtgebiet voranbringen können. Hier gibt es beispielsweise im Marketing-Konzept schon vielversprechende Ansätze.
IKEK
Das integrierte kommunale Entwicklungskonzept (IKEK) begleitet Runkel schon seit 2013. Ich lade Sie alle herzlich ein, sich mal den Gesamtbericht (https://www.runkel-lahn.de/fileadmin/user_upload/ikek/IKEK_Runkel_Gesamtbericht.pdf) zu Gemüte zu führen, denn in diesem wurden bereits vor 6 Jahren viele Punkte identifiziert, die in Runkel angegangen werden müssten, ohne dass seitdem viel in diese Richtung passiert ist. Auch ein Marketingkonzept liegt bereits vor (https://www.runkel-lahn.de/fileadmin/user_upload/ikek/IKEK-Projekte/Marketingkonzept_Runkel_Stand_15.05.2018_final.pdf) und auch ein Kulturkonzept ist bereits besprochen worden. Wir sollten damit beginnen, die Ideen, die diese Konzepte bereits geliefert haben, auch umzusetzen und sie nicht in einer Schublade verstauben zu lassen, denn dann hätten wir uns das Geld für ihre Erstellung auch sparen können.
Kinder und Jugendliche
„Kinder sind unsere Zukunft“ ist vielleicht die häufigste Aussage, die man hört, wenn Politiker über den Nachwuchs sprechen. Leider wird allerdings nur sehr selten nach dieser Prämisse gehandelt. Wenn man sich im Stadtgebiet umschaut, findet man leider nur sehr wenige Punkte, an denen Kinder und Jugendliche sich selbstständig aufhalten können, seien es Bolzplätze, Jugendräume oder einfach Treffpunkte, an denen Kinder mal laut sein können, ohne dass es direkt stört. Hier müssen wir unbedingt etwas tun.
Was die Kindergärten angeht, so sind wir im Stadtgebiet größtenteils gut aufgestellt, allerdings besteht gerade beim Kindergarten in Wirbelau Handlungsbedarf. Vor allem ist es wichtig, dass alle Kindergärten im Stadtgebiet erhalten bleiben, da ein lokaler Kindergarten bei der Wahl des Wohnortes ein wichtiger entscheidender Faktor sein kann. Gleiches gilt natürlich auch für alle Schulen im Stadtgebiet.
Gerade bei den Jugendlichen ist es auch wichtig, dass sie selbst Einfluss darauf haben, wie beispielsweise ein möglicher Jugendraum aussehen soll. Die Stadt sollte hier hilfreich zur Seite stehen, aber den Jugendlichen die meisten Entscheidungen überlassen. Das gleiche gilt auch für die Betreuung des Jugendraums. Einige Regeln müssen natürlich von der Stadt aufgestellt und von den Jugendlichen eingehalten werden, aber in allen anderen Fällen sollten sich die Erwachsenen heraushalten und die Jugendlichen selbst entscheiden lassen, wie sie Sachen angehen wollen.
Das städtische Angebot durch die Stadtjugendpflege ist zwar bereits vielfältig, aber auch hier gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten. Vor allem sollte man direkt mit den Kindern und Jugendlichen sprechen, welche Veranstaltungen sie interessieren würden und was sie gerne einmal machen würden, aber bis jetzt nicht die Möglichkeit dazu hatten. So könnte man das Programm erweitern und verändern und eine noch größere Resonanz schaffen.
Eine weitere Idee wäre ein jährliches städtisches Fest für die Kinder und Jugendlichen, dass von Ortsteil zu Ortsteil wandert und in Zusammenarbeit mit den lokalen Vereinen veranstaltet wird. So könnten ortsteilübergreifend Freundschaften zwischen Kindern und auch Eltern geknüpft werden, die Vereine könnten sich und ihr Angebot für Kinder vorstellen, so dass alle davon profitieren würden.
Kultur
Aufgrund meines Berufes als Literatur- und Kulturwissenschaftler liegt mir dieser Bereich städtischen Handelns natürlich besonders am Herzen. Zunächst muss man sagen, dass Runkel bereits die Heimat vieler kulturell hochwertiger Veranstaltungen ist, die es teilweise zu überregionaler Bekanntheit gebracht haben. Vor allem den Vereinen, die diese Veranstaltungen auf die Beine stellen, muss man hier einen gehörigen Dank aussprechen. Nicht nur die Qualität, sondern auch die Vielfalt der Veranstaltungen ist für eine Kommune mit nicht einmal 10.000 Einwohnern bemerkenswert und außergewöhnlich.
Neben diesen kulturellen Veranstaltungen hatte Runkel bereits zweimal das Glück, einen Kultursommer ausrichten zu dürfen. Durch diesen gesellten sich zu den bereits bestehenden Veranstaltungen auch solche hinzu, die man in einer Kommune dieser Größe kaum erwarten darf. Schauspieler, die bereits auf den großen Bühnen der Republik zu sehen waren, drückten sich mit weltbekannten Jazz-Musikern, Kammermusikern und bundesweit bekannten Literaten die Klinke in die Hand und kreierten gemeinsam mit den lokalen Vereinen einen für viele Runkler unvergesslichen Sommer. Nun gilt es, die Bekanntheit und Verbindungen, die durch diese Großveranstaltung entstanden sind, weiter zu nutzen und den Kultursommer zu einem regelmäßig wiederkehrenden Event zu machen, um zu zeigen, dass auch eine kleine Kommune eine Vielfalt anbieten kann, wie man sie sonst nur in Großstädten erwarten würde.
Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass Runkel aus neun Ortsteilen und nicht nur aus der Kernstadt besteht. Zukünftige Kultursommer sollten dem Rechnung tragen und im Bereich des Möglichen alle Ortsteile einbinden, so dass dieses Ereignis auch in der Bevölkerung einen noch größeren positiven Rückhalt erfährt.
Der Kultursommer ist aber bei weitem nicht das Einzige, das man in Runkel machen könnte, um weitere kulturelle Highlights zu setzen. Man könnte beispielsweise jungen Künstlern die Möglichkeit geben, in leerstehenden Schaufenstern ihre Werke auszustellen, jungen Musikern Räume zum Proben zur Verfügung stellen oder Klein- und Kleinstkünstlern Auftrittsmöglichkeiten in den Ortsteilen bieten. Gute Ideen gibt es in diesem Bereich bereits viele, man muss sie nur umsetzen.
Marketing
Der Bereich des Marketings ist von zentraler Bedeutung für Runkel und darf nicht als bloßes Zubrot gesehen werden. Wenn wir in Zukunft dem demographischen Wandel entgegenwirken wollen, müssen wir Runkel auch nach außen gut verkaufen. Neubaugebiete füllen sich nicht von selbst, Gewerbe kommen nicht einfach so und Stadtkerne beleben sich nicht von alleine. Wir haben in Runkel viel zu bieten, in den unterschiedlichsten Bereichen, aber Touristen, Neu-Bürger oder Firmen werden nur zu uns kommen, wenn wir uns auch vermarkten.
Dabei müssen wir unsere Vorzüge nicht einmal übertreiben, denn jeder von uns weiß, dass wir hier eine wunderschöne Heimat haben. Neben dieser natürlichen Schönheit, sind wir auch verkehrstechnisch gut gelegen, so dass ein Arbeitsplatz in Frankfurt gut und schnell erreichbar ist, sei es nun per Auto, Bahn oder ICE. Zu diesen Vorteilen kommt auch noch eine bunte Vielfalt an Veranstaltungen und Festivitäten und eine gesunde und vielseitige Vereinsstruktur in allen Ortsteilen dazu.
In anderen Bereichen habe ich darüber gesprochen, dass man sich mit den umliegenden Kommunen vernetzen und absprechen muss, um Dinge verändern zu können. Was aber das Marketing angeh,t ist es ebenso notwendig, sich von anderen Kommunen abzuheben. Auch Villmar und Weilburg liegen im schönen Lahntal, warum also Runkel wählen? Wenn ich in Frankfurt arbeite, ist die Verbindung von Brechen oder Selters aus noch besser, warum also Runkel wählen? Auch Camberg und Limburg bieten eine Vielzahl von Vereinen für unterschiedliche Interessen, warum also Runkel wählen? Wir benötigen also ein durchdachtes Marketingkonzept, das die Alleinstellungsmerkmale Runkels klar hervorhebt.
In diesem Bereich wurde im Rahmen des IKEK-Programmes bereits ein Konzept erstellt und es ist auch eine befristete halbe Stelle im Haushalt vorgesehen. Dass diese Stelle immer noch nicht besetzt ist und außerdem mit einem Jahr Verzögerung erst kommt, ist leider ein klares Zeichen dafür, dass das Marketing noch nicht mit der Brisanz behandelt wird, die es hat.
Mobilität
Die Mobilität im ländlichen Raum ist ein Problem, dass nicht nur auf kommunaler Ebene, sondern auch auf Landes- und Bundesebene ein Thema ist. Patentlösungen gibt es hier nicht und es muss von Ort zu Ort geschaut werden, mit welchen Mitteln man die Problematik angehen kann.
Deshalb würde ich zunächst ermitteln, welcher Bedarf in den Ortsteilen vorliegt, um davon ausgehend Lösungen zu entwickeln. Ein Teil dieser Lösungen wird natürlich das Runkler Buschen sein, dass seit seiner Einführung bereits maßgeblich zur Mobilitätserhaltung gerade älterer Runkler beigetragen hat. Das Buschen alleine kann allerdings nicht alle Probleme lösen.
Ein weiterer Ansatz wären sogenannte „Mobilitätspunkte“ in den Ortsteilen, wie beispielsweise Mitfahrerbänke, die schon in anderen Kommunen erfolgreich eingeführt wurden. Auch die E-Mobilität wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Schon jetzt nutzen viele Senioren E-Bikes und die Daten der letzten Jahre zeigen, dass diese Zahl kontinuierlich steigt. Zumindest in den Sommermonaten können E-Bikes ein Teil der Lösung sein, dafür ist es aber notwendig, ein zusammenhängendes System an Radwegen anzulegen und Ladestationen im Stadtgebiet zu schaffen.
Des Weiteren muss man auch schauen, aus welchen Gründen die Mobilität notwendig ist und ob es nicht auch möglich ist, diese zu bedienen, ohne dass die Menschen ihren Ort verlassen müssen. Bäcker- und Metzgerautos, die regelmäßig die Orte anfahren, können hier ebenso den Bedarf an Mobilität verringern wie das Liefern von Nahrungsmitteln durch die lokalen Supermärkte. Auch mobile Arztpraxen (beispielsweise die „rollende Arztpraxis” im Landkreis Wolfenbüttel) sind in anderen Kommunen schon erfolgreich eingeführt worden. Natürlich kann die Stadt hier größtenteils nicht alleine handeln und muss sich mit den umliegenden Kommunen absprechen, aber die Möglichkeit, Anreize zu schaffen und unterstützend aufzutreten, ist sicherlich gegeben.
Auch ein weiterer Ausbau der Zugänge für mobilitätseingeschränkte Menschen zu städtischen Gebäuden steht auf meiner Agenda, genauso wie Erleichterungen im Straßenverkehr, durch angepasste Straßenübergänge und sichere Bürgersteige in allen Stadtgebieten.
Neubaugebiete
Wenn wir dem demographischen Wandel entgegenwirken wollen, muss es uns gelingen neue Bürger zu gewinnen, die Runkel als ihre neue Heimat auswählen und gleichzeitig jungen Runklern ermöglichen in ihrem bisherigen Wohnort zu bleiben. Für diesen Zweck sind Neubaugebiete in den Stadtteilen unerlässlich. Damit diese auch attraktiv sind, gibt es natürlich viel Vorarbeit, die geleistet werden muss. Dazu gehören unter anderem auch die Punkte Infrastruktur, digitale Infrastruktur, Kinder und Jugendliche, Mobilität, Kultur und Marketing, die an anderer Stelle beschrieben werden.
Senioren
Glücklicherweise wird den Runkler Senioren im Stadtgebiet schon einiges geboten. Dies geschieht dankenswerterweise bereits durch verschiedene Vereine und Privatpersonen, aber auch von städtischer Seite aus, wie man beispielsweise an den Seniorennachmittagen sieht. Das bedeutet allerdings nicht, dass man hier das Angebot nicht weiter aufstocken kann. Gelungene Veranstaltungen wie das Erzählcafé in Arfurt, dem es unter anderem auch gelingt, junge und alte Menschen zusammenzubringen, sollten auch für andere Stadtteile ins Leben gerufen werden und die Stadt muss das Ihrige zur Unterstützung tun.
Ein sehr wichtiger Aspekt im Bereich der Senioren ist natürlich die Mobilität, der allerdings weiter oben bereits behandelt wurde.
Tourismus
Durch Runkels hervorragende Lage an der Lahn, dem Lahnhöhenweg und dem Lahntalradweg, ist der Tourismus ein wichtiger Faktor. Jährlich passieren tausende die verschiedenen Ortsteile (zugegebenermaßen vor allem diejenigen, die an der Lahn liegen), und verbringen somit Zeit in unserer Stadt. Neben dieser Lage bietet Runkel aber auch einige sehr vielfältige Veranstaltungen an, was ebenfalls zur Bekanntheit Runkels als Ausflugsziel beiträgt. All dies bedeutet aber nicht, dass wir in diesem Bereich auch nur annähernd genug machen.
Die Anbindung der verschiedenen Ortsteile an den Wander- und den Radweg muss unbedingt verbessert werden, damit die Touristen auch Ortsteile wie Wirbelau, Arfurt oder Hofen entdecken können. Dies würde sowohl die verschiedenen Ferienwohnungen im Stadtgebiet noch attraktiver machen als auch Cafés und Restaurants einen größeren Zulauf bescheren. Hierbei können auch Veranstaltungen helfen, die Fremde durch die verschiedenen Dörfer führen (im IKEK- wie auch im Marketing-Konzept gibt es hier bereits einige gute Ideen, die bisher leider nicht umgesetzt wurden).
Generell sind Veranstaltungen, die Runkel regional, aber auch überregional bekannt machen, nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar. Ein gutes Beispiel hierfür ist der letztes Jahr zum zweiten Mal veranstaltete Kultursommer, der ein riesiges positives Feedback in den regionalen und überregionalen Medien hatte. Mit solchen Veranstaltungen und der immensen Qualität, die dort geboten wurde, machen wir Runkel und seine Stadtteile nicht nur für Touristen, sondern auch für potentielle Neu-Runkler interessant.
Wie bereits bei den Gewerben erwähnt, sollten auch hier regelmäßige Treffen von Vertretern der Stadt, der Betreiber touristischen Gewerbes in Runkel und Vertretern touristischer Verbände stattfinden, um gemeinsam das gesamte Potential auszuschöpfen.
Vereine
Vereine sind der soziale Kitt, der eine Kommune zusammenhält. Dabei ist es vollkommen gleich, ob es ein Sportverein, ein Geschichtsverein, ein Verschönerungsverein, ein Kleintierzuchtverein, ein Karnevalsverein, ein Wanderverein, ein Förderverein oder ein beliebiger anderer Verein ist. Im gesamten Stadtgebiet gibt es fast 100 Vereine und alleine diese Anzahl und deren Vielfalt zeigt, dass Vereine für einen großen Teil der Runkler zum täglichen Leben dazugehören. Vereine stiften Gemeinschaft, schaffen Freundschaften und ich kenne nicht wenige, die über ihre Vereinsarbeit ihren Zukünftigen oder ihre Zukünftige kennengelernt haben.
Des Weiteren sind Vereine auch nachweislich einer der Hauptgründe, der dazu führt, dass junge Leute ihrer Heimat treu bleiben und davon absehen, ihren Wohnort in eine der größeren Städte zu verlegen. Je stärker die Integration in die Vereinslandschaft ist, umso seltener ist eine Abwanderung festzustellen. Dies beginnt natürlich schon bei der Jugendarbeit der Vereine und es ist wichtig, dass die Stadt hier jegliche mögliche Unterstützung gewährt. Nicht nur um bereits bestehende Jugendarbeit zu erhalten und auszuweiten, sondern auch um Vereinen, die diese bisher vielleicht nicht haben, einen Anreiz zu geben sie ins Leben zu rufen. Integration ist ohnehin ein gutes Stichwort, denn auch bei der Integration neuer Bürger leisten Vereine unersetzliche Arbeit und dabei ist es irrelevant, ob es sich um Menschen handelt, die aus dem Nachbarort kommen oder aus einem anderen Teil der Welt.
Allerdings wird es für die Vereine immer schwerer ehrenamtlich Tätige zu finden, die bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen mithelfen. Die Stadt könnte hier Anreize schaffen, die es noch attraktiver machen das Vereinsleben mitzugestalten. Denkbar wäre ein jährlicher Gutschein für ehrenamtlich Tätige, der beispielsweise bei der Beantragung eines neuen Personalausweises oder anderer städtischer Dienste verrechnet werden kann.
Wie man meiner Vita entnehmen kann, bin ich selbst Vereinsmensch und tief in den Vereinen der Kernstadt verwurzelt. Mit mir hätten Sie nicht nur einen Bürgermeister, der die Vereine schätzt und ihr Wichtigkeit kennt, sondern auch einen Bürgermeister der selbst ganz genau weiß, welche Arbeit in einer gelungenen Veranstaltung steckt und was sich die Vereine von der Stadt wünschen.